05.06.2016:
Erdritterlinge und auch andere
Liebe Schwammer-Freunde,
hier einige Funde die ich nebenbei - nicht im Wald sondern an Straßenrändern
machte.
Darunter 3 verschiedene Erdritterlinge die ich mir diesmal genauer ansah.
Fundnummer:
2016-06-05-1320
Morphologische Daten:
Fundort: ca. 550 müNN. ca. N50, O12, auf Rasen
Fundzeit: 05.06.2015
Wuchsform: einzeln
Hutform: stumpfkegelig
Huthaut: grau,
Lamellen durchscheinend
Hygrophanität: wahrscheinlich ja
Hutrand: gezahnt
Lamellen: weiß, mit angedeuteten Queradern, mit Zwischenlamellen
Lamellenschneiden: ohne Besonderheiten
Lamellen- Stielübergang: ausgebuchtet angewachsen und minimal
herablaufend
Fleisch: zerbrechlich
Stiel: oben hellgrau, nach unten hin braungrau werdend, hohl, stark bereift
Stielbasis: normal
Größe: Hutdurchmesser ca. 0,6 cm; Stiellänge ca. 6 cm, Stieldurchmesser ca.
1 mm
Sporenpulverfarbe: nicht getestet
Geruch: nitrös
Geschmack: nicht probiert
Mikroskopische Daten:
Kaulozystiden:
sehr häufig, manchmal etwas inkrustiert, koralloid bis
igelig, Schnallen sehr selten
Hier war ich nicht sicher ob das eine Mycena leptocephala [wir nenne die "Lepti"]
sein kann, denn Robich zeigt hier etwas andere Kaulozystiden. Ich musste mit
Matthis Rücksprache halte und er erklärte mir:
"das geht problemlos als Lepti durch. Solche
Verzweigungen an den Kaulos scheinen eher die Regel als die Ausnahme zu sein,
wobei ich auch schon einige hatte, die kaum Verzweigungen hatten, also exakt wie
die meisten Zystiden bei Robich. Klar ist jedenfalls, dass die sehr variable Art
durchaus noch gesplittet werden wird/könnte, wenn da mal eine großangelegte
Studie kommt. Aber für den Moment ist sowas ne ganz normale Lepti, wohl wissend,
dass das ne Sammelart ist.
Dass Schnallen mal selten sind oder fehlen ist ebenso normal, wie Aronsen auch
auf seiner Seite schreibt."
OK, damit ist es der Graue Nitrathelmling
(Mycena leptocephala):
Das ist der
gleiche wie
Fundnummer 2015-12-05-1533
Fundort: ca. 550
müNN. ca. N50, O12, auf Rasen, 6 Meter weit weg von Birke, Linde, kleineren Weiden
Fundzeit: 05.06.2016
Wuchsform: gesellig
Hutform: jung: glockig mit Spitzbuckel, alt: ausgebreitet mit Spitzbuckel
Huthaut: gelblich braun, jung: mit abstehende Schüppchen, alt deutlich radialfaserig und eher glatt
Hygrophanität: nicht festgestellt
Hutrand: eingerollt
Lamellen: weiß bis gelblich weiß, mit Zwischenlamellen, mit
Y-Gabeln in Stielnähe
Lamellenschneiden: etwas wellig
Lamellen- Stielübergang: gerade angewachsen, etwas
herablaufend
Stiel: gelblich creme, hohl, im Stiel sind gelbliche
Fasern, stark gilbend
Stielbasis: rund
Fleisch: brüchig, komplett stark gilbend
Größe: Hutdurchmesser ca. 3-5 cm, Stiellänge ca. 6 cm, Stieldurchmesser
ca. 10 mm
Sporenpulverfarbe: es kam nichts heraus
Geruch: mehlig, im Alter stark unangenehm
Geschmack: nicht probiert
Dieser interessante Pilz war mir zunächst
ein Rätsel.
Doch inzwischen klar (Bestimmung siehe Link oben) - der Risspilzähnliche
Erdritterling (Tricholoma inocybeoides):
Fundnummer:
2016-06-05-1351
Morphologische Daten:
Fundort: ca. 550
müNN. ca. N50, O12, auf Rasen bei Weide
Fundzeit: 05.06.2016
Wuchsform: gesellig
Hutform: stumpfkegelig
Huthaut: vor dem Ausblassen: braun, Lamellen durchscheinend, nach
dem Ausblassen: beige, blass rosalich
Hygrophanität:
ja, zu blass rosalich
ausblassend
Hutrand: gerieft wenn alt, leicht gezahnt
Lamellen: braun, mit Zwischenlamellen, ohne Y-Gabeln
Lamellenschneiden: innen rosa, außen weiß
Lamellen- Stielübergang:
tief
ausgebuchtet angewachsen
Fleisch: zerbrechlich
Stiel: weiß bis leicht bräunlich, spitze stark bereif aber sonst kahl, hohl, glänzend, verbogen
Stielbasis: myzelfilzig, nicht wurzelnd
Größe: Hutdurchmesser ca. 0,6-1,5 cm; Stiellänge 4-7 cm, Stieldurchmesser
ca. 1 mm
Sporenpulverfarbe: schwarzviolett
Geruch: zerrieben muffig
Geschmack: nicht probiert
Mikroskopische Daten:
Pleurozystiden:
nicht besonders häufig, lageniform
(31) 33.3 - 45.1 (45.3) x 8.3 - 13.5 (13.9) µm
Q = (2.4) 3 - 4 (4.1) ; N = 9
Me = 38.9 x 11.5 µm ; Qe = 3.4
Cheilozystiden:
sie waren auf dunkler erscheinenden Hypehnschicht,
mittelhäufig urniform bis lageniform
(18.1) 20.9 - 39.3 (41.2) x (8.7) 8.73 - 11.6 (12.4) µm
Q = (2.1) 2.4 - 3.5 (3.9) ; N = 7
Me = 29.2 x 9.8 µm ; Qe = 2.9
Schnallen:
absolut keine gefunden
Basidien:
2-sporig, manche 1-sporig (nicht von den Bildern
täuschen lassen)
(17.4) 17.5 - 22.1 (22.7) x (9.4) 9.6 - 10.5 (11) µm
Q = (1.6) 1.8 - 2.2 (2.3) ; N = 16
Me = 19.9 x 10.1 µm ; Qe = 2
Sphaeropedunculate Marginalzellen:
(14.6) 16.8 - 23 (23.4) x (7.9) 8.3 - 9.5 (12.8) µm
Q = 1.8 - 2.4 (2.5) ; N = 9
Me = 19.8 x 9.2 µm ; Qe = 2.2
Sporen:
dickwandig, ellipsoid, mit Suprahilardepression,
Keimporus groß und abgeflacht, In Wasser braun, in KOH 3% schwarzgrau
(10.4) 11.4 - 13.9 (14.4) x (5) 5.4 - 6.5 (7.1) µm
Q = (1.7) 2 - 2.4 (2.6) ; N = 73
V = (142) 183 - 297 (350) µm³
Me = 12.9 x 6 µm ; Qe = 2.2 ; Ve = 242 µm³
Ich dachte zunächst an Psathyrella prona - aber der ist es wohl
nicht.
Obwohl die Sporenmaße stark vom Soll abweichen ist das nach Rücksprache mit
Andreas trotzdem ein
Rotschneidiger Wegrandmürbling 2-sporig (Psathyrella prona)
Fundnummer: 2016-06-05-1405
Morphologische Daten:
Fundort:
ca. 550
müNN. ca. N50, O12, bei Hainbuche im Moos
Fundzeit:
05.06.2016
Wuchsform: gesellig
Hutform: jung: konvex, alt: nach oben gebogen und aufgerissen, mit Buckel, wellig verbogen
Huthaut: fellartig mausgrau bis bräunlich, radialfaserig, fellartig
geschuppt
Hygrophanität: nein
Hutrand: wellig, etwas
eingerollt
Schleier (Cortina) im Jugendstadium:
schwer zu sagen, bei einem ganz jungen vorhanden,
dann aber schon fehlend
Lamellen: grauweiß, mit Zwischenlamellen
Lamellenschneiden: etwas gesägt
Lamellen- Stielübergang: ausgebuchtet angewachsen
Stiel: weiß bis grau, nicht gilbend, minimal befasert, längsfaserig, hohl und
faserig ausgestopft
Stielbasis: etwas zugespitzt, etwas gelblich
Fleisch: weiß bis grauweiß, im Schnitt überhaupt nicht gilbend (jedoch nicht lange
gewartet)
Größe: Hutdurchmesser ca. 3-5 cm, Stiellänge ca. 3-4 cm,
Stieldurchmesser ca. 10 mm
Sporenpulverfarbe: weiß
Geruch: mehlig
Geschmack: nicht getestet
Mikrodaten:
Sporen:
Achtung: Die Messung wurde nicht vom Sporenabwurf gemacht sondern von einem
Stück Lamelle.
(4.1) 4.3 - 5.2 (5.7) x (2.9) 2.94 - 3.4 (4.2) µm
Q = (1.3) 1.34 - 1.6 (1.8) ; N = 22
V = (20) 21 - 27 (51) µm³
Me = 4.7 x 3.2 µm ; Qe = 1.5 ; Ve = 26 µm³
Man landet hier natürlich bei dem Komplex: Gilbender Erdritterling (Tricholoma scalpturatum),
Schmalsporiger Gilbender Erdritterling (Tricholoma argyraceum) und
Risspilzähnlicher Erdritterling (Tricholoma inocybeoides).
Die beste mir bekannte Studie (ohne Genanalyse) zu diesem Komplex ist die von Christian Gubitz der
hunderte Kollektionen von gilbenden Ritterlingen untersuchte und zum
nachvollziehbaren Schluss kam, dass sich diese 4 Arten manchmal weder
morphologisch noch mikroskopisch unterscheiden lassen.
Zu finden ist diese wunderbare Studie in
der Zeitschrift für Mykologie, Band 68/2, Jahr 2002.
Keine der oft genannten Unterscheidungsmerkmale - also: Sporenmaße, Sporenform,
Huthauthyphen, Verfärbungsintensivität und Schleier (Cortina) im Jugendstadium
sind seinen Beobachtungen nach ein konstantes Trennungsmerkmal.
Auch bei meinem Fund tue ich mich schwer ihn dem Gilbenden Erdritterling (Tricholoma
scalpturatum) oder dem Schmalsporigen Gilbender Erdritterling (Tricholoma
argyraceum) zuzuordnen. Der Q-Max-Wert 1,6 liegt nämlich zwischen den beiden
Sollwerten dieser beiden Arten 1,5 und 1,9.
Die Sporenmaße und die Morphologie passen besser zu argyraceum während der
Q-Wert eher zu scalpturatum passt.
Nach Hinweis von Pablo ist es seiner Meinung nach trotzdem
scalpturatum. Das glaube ich ihm gerne.
Zu erwähnen in diesem Komplex ist noch der Beringte Erdritterling (Tricholoma
cingulatum) - das ist der nächste Verwandte zu argyraceum.
Was nun?
Die Frage ist zunächst: Gibt es eine gentechnische Unterscheidungsmöglichkeit
dieses Komplexes?
Die Studie: "Phylogenetic species delimitation in ectomycorrhizal
fungi and implications for barcoding: the case of the
Tricholoma scalpturatum complex (Basidiomycota)" von PATRICIA JARGEAT, FLORENT
MARTOS, FABIAN CARRICONDE, HERVE´ GRYTA, PIERRE-ARTHUR MOREAU und MONIQUE GARDES
(Jahr 2010) zeigt ganz klar: ja.
Siehe unbedingt dort auf Seite 8 das wunderbare Phylogramm des Komplexes.
Es ist also zulässig, die 4 Arten des Komplexes zu unterscheiden.
Ich bestimme (aus oben genannten Grund) diesen also als den
Gilbenden Erdritterling (Tricholoma
scalpturatum):
Fundnummer: 2016-06-05-1439
Schon am Fundort merkte ich dass dieser Erdritterling völlig anders aussah als die, die ich bisher sah.
Morphologische Daten:
Fundort: ca. 550 müNN. ca. N50, O12, auf Rasen, bei Hainbuche
Fundzeit: 05.06.2015
Wuchsform: gesellig
Hutform: jung: Spitzkegelig, alt: ausgeflacht mit deutlichem
Spitzbuckel
Huthaut: hellgrau, leicht schuppig
Hygrophanität: nicht festgestellt
Hutrand: minimal eingerollt
Schleier (Cortina) im Jugendstadium:
schwer zu sagen, da nicht ganz jung zu finden, ich
tendiere zu fehlend
Lamellen: weiß mit Graustich, mit vielen Zwischenlamellen,
mit wenig Y-Gabeln
Lamellenschneiden: ohne Besonderheiten
Lamellen-Stielübergang: ausgebuchtet angewachsen, etwas herablaufend
Stiel: weiß glänzend, gelblich überfasert, bei Berührung
deutlich gilbend, hohl, mit Fasern ausgestopft
Stielbasis: zugespitzt
Fleisch: grau bis grauweiß, im Schnitt minimal gilbend
Größe: Hutdurchmesser ca. 3-8 cm, Stiellänge ca. 4-5 cm,
Stieldurchmesser ca. 8 mm
Sporenpulverfarbe: weiß
Geruch: am Fruchtkörper mehlig, deutlich mehlig im Schnitt
Geschmack: nicht probiert
Mikrodaten:
Sporen:
Achtung: Die Bewertung wurde nicht vom Sporenabwurf gemacht sondern von einem
Stück Lamelle.
(4.7) 4.8 - 6 x (2.7) 2.8 - 3.15 (3.2) µm
Q = (1.5) 1.6 - 1.9 (2.2) ; N = 16
V = (20) 21 - 31 (32) µm³
Me = 5.3 x 2.9 µm ; Qe = 1.8 ; Ve = 24 µm³
Diesen stufe ich nach Einschätzung von Pablo als
Schmalsporiger Gilbender Erdritterling (Tricholoma
argyraceum) ein.
Fundnummer: 2016-06-05-1447
Wieder ein Waldfreundrübling der vor Ort nicht eindeutig zu klären war.
Morphologische Daten:
Fundort: ca. 550 müNN. ca. N50, O12, auf Rasen im Moos bei verschiedenen Laubbäumen
Fundzeit: 05.06.2016
Wuchsform: gesellig
Hutform: konvex über flach bis nach oben gebogen,
stark wellig verbogen
Huthaut: braun bis später pink-ocker,
glatt, Lamellen am äußeren Rand durchscheinend
Hygrophanität: ja
Hutrand: scharfkantig,
deutlich durchscheinend gestreift
Lamellen: creme, teils
gelblich, rotfleckig, mit in der Fläche welligen Zwischenlamellen, inverse Y-Gabeln
Lamellenschneiden: minimal gezahnt
Lamellen-Stielübergang: ausgebuchtet
angewachsen
Stiel: oben ocker, nach unten hin orange-bräunlich werdend, verdreht
Stielbasis: mit Mycelfäden
Fleisch: ohne Besonderheiten
Größe: Hutdurchmesser ca. 2-4 cm, Stiellänge ca. 2-5 cm,
Stieldurchmesser ca. 3-5 mm
Sporenpulverfarbe: nicht getestet
Geruch: zerrieben deutlich fruchtig, fast
parfümiert
Geschmack: nicht getestet
Mikrodaten:
Sporen (nur schnell von Lamellenschneide gemessen):
(4.4) 4.6 - 6.7 (6.8) x (2.3) 2.32 - 3.7 (3.9) µm
Q = (1.4) 1.5 - 1.9 (2.3) ; N = 11
V = (12) 14 - 48 (55) µm³
Me = 5.8 x 3.2 µm ; Qe = 1.8 ; Ve = 34 µm³
Cheilozystiden:
verzweigt, kaum divertikuliert,
manchmal längeren Hals ausbildend
(22.6) 34.3 -
58.4 (60.9) x (4.2) 4.6 - 7.2 (8.2) µm
Q = (4.8) 4.9 - 9.6 (11.6) ; N = 11
Me = 42.2
x 5.7 µm ; Qe = 7.5
In meinem Bericht vom 31.05.2016 habe ich die Problematik schon einmal erklärt.
Die Cheilozystiden-Form passt am ehesten zu Gymnopus
Der Teilweise sehr dünne Hals und die starken Verästelungen kommen bei ocior
nicht vor.
Ebenso der stark gerieft Hutrand sind ein deutliches Zeichen für
Hier also der Gemeine Waldfreund-Rübling (Gymnopus dryophilus):
Fundnummer: 2016-06-05-1528
Fundort: ca. 550 müNN. ca. N50, O12, auf Rasen
Fundzeit: 05.06.2016
Wuchsform: einzeln
Hutform: trichterförmig
Huthaut: orange-ocker, ringartig gezont, samtig
Hygrophanität:
nicht festgestellt
Hutrand: wellig – fein und grob gewellt
Lamellen: creme,
mit Zwischenlamellen, mit Y-Gabeln
Lamellenschneiden: ohne Besonderheiten
Lamellen- Stielübergang: herablaufend,
Fruchtschicht wie aufgeklebt angesetzt
Stiel: Farbe außen orange-ocker, weißlich
überfasert, innen
beige bis weiß, innen voll
Stielbasis: etwas zugespitzt (spitz wurzelnd)
Fleisch: beige bis weiß
Größe: Hutdurchmesser ca. 2-5 cm, Stiellänge 3-8 cm,
Stieldurchmesser ca. 8 mm
Sporenpulverfarbe: weiß
Geruch: fruchtig duftend
Geschmack: sehr gut pilzig, mild
Wegen der Stielfarbe und des welligen Hutrandes
kann das nur der
Kerbrandige Trichterling (Clitocybe costata)
sein:
Das war's für heute....
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