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10.11.2015: Auf'm Spielplatz gab's Interessantes zu sehen
Liebe Schwammer-Freunde,
heute war ich wieder mal mit meiner Tochter auf'm Spielplatz.
Obwohl ich gar nicht damit rechnete fanden sich sehr interessante Pilze die ich
Euch natürlich zeigen muss.
Bei vielen muss ich noch mal mikroskopisch ran... (folgt später)...
Ich hoffe aber schon auf Eure Hinweise zu den noch nicht fertig bestimmten
Pilzen.
Viel Spaß!
Der erste Fund war gleich eine kleine Seltenheit:
Fundort:
ca. 550 müNN. ca. N50, O12, auf Rasen, entfernt von
Bäumen
Fundzeit: 10.11.2015
Wuchsform:
gesellig
Hutform: konvex
Huthaut:
fuchsig rotbraun,
samtig körnig
Hygrophanität: nicht festgestellt
Hutrand: kantig
mit minimalem Behang
Lamellen:
hellbraun, mit Zwischenlamellen,
mit Y-Gabeln, keine Queradern
Lamellenschneiden:
hell beflockt
Lamellen - Stielübergang: ausgebuchtet angewachsen
Stiel:
oben orangebraun, nach unten hin dunkelbraun
werdend, verdreht,
stark schuppig-faserig, fest,
voll
Stielbasis: mit Knolle
Fleisch:
braun,
faserig
Größe:
Hutdurchmesser ca. 0,5-1 cm; Stiellänge 1-3 cm, Stieldurchmesser ca. 3 mm
Sporenpulverfarbe: nicht getestet
Geruch:
säuerlich
Geschmack:
nicht probiert
Und das ist der
Körnige Flockenschüppling (Flammulaster granulosus):
Dann fanden wir
einen Apfelbaum, mit leckeren Äpfeln.
Meine süße packte sofort ihre kleine Tasche damit voll ;-).
Doch was sah ich da unter dem Apfelbaum? Interessant aussehende Pilze die ich
vor Ort nicht bestimmen konnte:
Fundort: ca. 550 müNN. ca. N50, O12,
unter einem Apfelbaum
Fundzeit: 10.11.2015
Wuchsform:
gesellig
Hutform:
halbkugelig
Huthaut:
grau bis creme, feucht etwas
klebrig/schmierig, glatt
Hygrophanität:
nicht festgestellt
Hutrand: kantig bis
eingerollt, mit weißem Behang der über der Hutkante
liegt
Lamellen:
cremefarben, mit
Zwischenlamellen, mit
Y-Gabeln, sehr weit entfernt stehend
Lamellenschneiden: deutlich gesägt,
weiß
Lamellen - Stielübergang: herablaufend
Stiel: weiß,
oben weiß bereift, geschuppt,
mit bräunlicher Ringzone,
sehr stark myzelfilzig im unteren Bereich,
hohl, in der Röhre teilweise wattig
ausgestopft
Stielbasis: sehr stark myzelfilzig,
verdickt
Fleisch:
beige
Größe: Hutdurchmesser ca. 2-4 cm, Stiellänge ca. 4-6 cm, Stieldurchmesser ca.
6 mm
Sporenpulverfarbe: Lehmbraun,
Pantone
146U = ████
Geruch: gut
fruchtig
Geschmack:
pilzig,
mild
Zuerst
dachte ich an einen Rübling, aber Matthias erkannte sofort meinen Denkfehler....
ne ne - ein Dunkelsporer.
Das Mikroskop schaffte Klarheit. Es ist ein Otto!
Genauer gesagt eine Meottomyces - nämlich der
Blätter-Scheinschüppling (Meottomyces dissimulans):
Mikrodaten:
Basidien:
4-sporig
16.8 - 20.47 x 7.2 µm
Q = 2.33 - 2.86 ; N = 2
Me = 18.6 x 7.2 µm ; Qe = 2.6
Cheilos:
(25.8) 27.1 - 38.6 (38.7) x (5.6) 6.7 -
7.8 (8.4) µm
Q = (3.2) 3.4 - 5.7 (6.7) ; N = 13
Me = 34.2 x 7 µm ; Qe = 4.9
Sporen:
(6.7) 7.2 - 8.9 (9.7) x (3.8) 4.4 - 5.1
(5.5) µm
Q = (1.4) 1.5 - 1.9 (2) ; N = 51
Me = 8 x 4.7 µm ; Qe = 1.7
Schnallen:
vorhanden
Pleuros:
fehlend
Weiter des Wegs fanden
wir Tintlinge.
Hier wahrscheinlich die
Glimmertintlinge (Coprinellus micaceus):
Aber auch für die Pfanne
war wieder etwas dabei:
Leckere Lärchen-Schnecklinge (Hygrophorus lucorum):
Unter der gleichen Lärche fand sich ein Ritterling:
Fundort:
ca. 550 müNN.
ca. N50, O12, unter einer
Lärche
Fundzeit:
10.11.2015
Wuchsform:
gesellig
Hutform:
jung glockig,
alt ausgebreitet mit Buckel, etwas
wellig
Huthaut:
fellartig mausgrau, radialfaserig
Hygrophanität:
nein
Hutrand: kantig,
weiß beflockt
Lamellen:
weiß, mit
Zwischenlamellen
Lamellenschneiden:
stark gesägt
Lamellen - Stielübergang:
ausgebuchtet angewachsen
Stiel:
weiß,
nicht
gilbend, minimal grau
befasert, grau überhaucht,
längsfaserig, voll
Stielbasis:
rund
Fleisch:
weiß, im Schnitt nicht
gilbend
Größe:
Hutdurchmesser ca. 3-5 cm, Stiellänge ca. 4-7 cm, Stieldurchmesser ca. 10 mm
Sporenpulverfarbe:
nicht getestet
Geruch:
neutral
Geschmack:
nicht getestet
Gemeiner
Erdritterling (Tricholoma terreum) und Mausgrauer Erdritterling (Tricholoma
myomyces) trenne ich nicht mehr.
Für mich
also ein
Gemeiner Erdritterling (Tricholoma terreum agg.):
Aber auch Champignons gab es:
Morphologische Daten:
Fundort:
ca. 550 müNN. ca. N50, O12, auf Rasen bei Birke
Fundzeit: 10.11.2015
Wuchsform:
einzeln
Hutform: halbkugelig
Huthaut: weiß,
braunschuppig,
keine Verfärbung bei Druck oder Kratzen,
vollständig abziehbar
Hutrand:
leicht behangen
Lamellen:
graurosa,
mit Zwischenlamellen,
mit Y-Gabeln
Lamellenschneiden: etwas gezackt
Lamellen - Stielübergang: sehen angeheftet aus - sind aber
frei
Stiel:
weiß,
Ring nach unten hängend, über Ring glatt, unter Ring
beschuppt, oval, kurz,
keine Verfärbung
Stielbasis: spitz,
leicht braunfleckig
Fleisch:
weiß, keine Verfärbung
(weder innen noch außen)
Größe:
Hutdurchmesser ca. 7 cm; Stiellänge 5 cm, Stieldurchmesser 20 mm
Sporenpulverfarbe:
nicht getestet
Geruch:
in den Lamellen nach Anis,
oben am Hut jedoch muffig
Geschmack:
nicht probiert
Mikroskopische Daten:
Sporen:
Keimporus nicht
sichtbar, apikal verjüngt, dickwandig, Sporenwand apikal etwas verdünnt, ovoid
(eiförmig)
(6.5) 6.9 - 8.1 (9.7) x (4.3) 4.32 - 5 (5.3) µm
Q = (1.4) 1.5 - 1.7 (1.9) ; N = 43
V = (64) 70 - 104 (141) µm³
Me = 7.6 x 4.7 µm ; Qe = 1.6 ; Ve = 89 µm³
Basidolen:
(25.8) 25.82 - 36.4 x 7.6 - 8.6 µm
Q = (3.4) 3.41 - 4.59 (4.6) ; N = 5
Me = 30.7 x 8.1 µm ; Qe = 3.8
Basidien:
4-sporig
(25) 26.5 - 30.7 (44.2) x (8.3) 8.4 - 9.4 (9.9) µm
Q = (2.8) 2.9 - 3.6 (4.7) ; N = 8
Me = 30.2 x 8.9 µm ; Qe = 3.4
Cheilozystiden:
fehlend
Schlüsselung
Gröger Band II – Seite 97:
Gruppenschlüssel A > A* > B > B* > C > C* > D > Teilschlüssel a, S. 100 > 1 > 1b
> 3 > 3b > 6b > 7 > 8a > Gemeiner Wiesenchampignon (Agaricus campestris)
Also ein Wiesen-Champignon (Agaricus campestris):
Ein ungewöhnlich
aussehender Trichterling erweckte meine Neugier:
Fundort: ca. 550 müNN. ca. N50, O12,
bei verschiedenen Laub- und Nadelbäumen
Fundzeit: 10.11.2015
Wuchsform:
einzeln
Hutform:
konvex,
verbogen
Huthaut:
weiß, seidig
Hygrophanität:
nicht festgestellt
Hutrand:
eingerollt
Lamellen:
elfenbein,
mit Zwischenlamellen,
mit Y-Gabeln
Lamellenschneiden: normal,
stellenweise dunkler
Lamellen - Stielübergang:
herablaufend
Stiel:
elfenbein,
längsfaserig, ausgefüllt,
im Schnitt zeigt sich eine dunklere Randzone
Stielbasis: weißfilzig
Fleisch:
weiß, schwach rötend
Größe:
Hutdurchmesser ca. 5 cm; Stiellänge 7 cm, Stieldurchmesser ca. 7 mm
Sporenpulverfarbe: es kam nichts heraus
Geruch:
gut pilzig
Geschmack:
nicht probiert
Vielleicht ist das ein
Riesentrichterling
(Clitocybe maxima)?
Hier bitte ich um Eure Tipps.
Dann der schönste
und interessanteste Fund heute. Ein Cortinarius-Rätsel, dass letztendlich geknackt wurde.
Fundnummer: 2015-11-10-1453
Fundort: ca. 550 müNN. ca. N50, O12,
auf Rasen,
bei Weide (Salix spec.)
Fundzeit:
10.11.2015
Wuchsform:
büschelig
Hutform: konvex bis abgeflacht,
Mitte kaum vertieft,
wellig uneben
Huthaut:
hellbraun mit Lilaton, seidig,
radialfaserig
Hygrophanität:
nein
Hutrand:
saumartig,
mit wenig bräunlichem Behang
Lamellen:
braun, mit
Zwischenlamellen,
weit entfernt stehend, mit Y-Gabeln
Lamellenschneiden: ohne Besonderheiten
Lamellen - Stielübergang:
gerade angewachsen
Stiel:
weiß,
längsfaserig,
oben braun
befasert,
mit weißer Ringzone,
voll
Velum-Farbe:
weiß
Haarschleier-Farbe:
braun
Stielbasis:
keulig verdickt
Fleisch: creme mit Violettton
Größe: Hutdurchmesser ca. 3-8
cm, Stiellänge ca. 6-9 cm, Stieldurchmesser ca. 20 mm
Sporenpulverfarbe: nicht getestet
Geruch:
gut pilzig
Geschmack:
nicht probiert
Exsikkat-Farben: Lamellen dunkelbraun, Huthaut graubraun, Stiel außen:
beige, Stielfleisch hellbraun. Die Lilatöne sind komplett verschwunden.
Ich nahm keinen
Geschmack auf, ebenso konnte ich die Sporendaten nicht aufnehmen (da ich
keinen Sporenabwurf angefertigt hatte), auch die makrochemischen Reaktionen nahm
ich nicht auf.
Schlüsselt man nach FN wird es schwer. Es ergeben sich verschiedene Wege. Zum
Beispiel kommt man beim Weißvioletten Dickfuß (Cortinarius alboviolaceus)
heraus, für diesen passt die Weide nicht.
Der richtige Weg, den ich zwar unter anderen im Auge hatte, aber wirklich unsicher war ist
dieser:
Seite 762 > HS1 > Reifpilz ist es nicht > HS2 > HS4 > HS5 > HS6 > subgen.
Telamonia p. 826 > ST1 > ST21 > ST46 > ST47 > ST51 > ST52 > ST53 > Key L > da
Sackgasse: Key F > F1 > F2 > F4 > Cortinarius saturninus
Doch auch hier bestand das Problem, dass es weitere Arten gibt die in FN gar
nicht gelistet sind.
Ich musste also eine Sequenzierung und Sequenzanalyse durchführen um dem wunderschönen Pilz auf
die Schliche zu kommen.
Die genomische DNA wurde aus getrockneten Fruchtkörpern extrahiert. Die
Amplifikation der ITS-Region wurde mit dem ITS4 Primer durchgeführt. Die
Nukleotid-Sequenzen für die Berechnung des Phylogramms wurden aus NCBI und Unite
entnommen.
Das Ergebnis: Glück gehabt! Es gibt eine deutliche Übereinstimmung mit einem
potentiellen Pilz der schon mit FN geschlüsselt werden konnte - Cortinarius
saturninus!
Für die Analyse habe mal eine etwas weitere Arten-Bandbreite gewählt, da sieht man schön, wo
der Pilz steht.
Das folgende ML-Phylogramm zeigt die Positionierung des Pilzes (Die roten Werte
sind die ML Bootstrap-Werte).
Nun schaut Euch diesen extrem schönen Pilz genau an.
Ich präsentiere: Den Blaufleischigen Wasserkopf
(Cortinarius saturninus) - der bei mir endgültig das
Cortinarius-Fieber auslöste:
Den nächsten muss ganz von Nahen ansehen um die Schönheit zu erkennen:
Fundort: ca. 550 müNN. ca. N50, O12,
an unbekannten Baumstumpf
Fundzeit:
10.11.2015
Wuchsform:
gesellig geschichtet,
reihig
Huthaut:
creme mit Rosa- und Orangetönen,
zottig, haarig
Hygrophanität:
nein
Hutrand:
zottig,
von unten betrachtete bildet er einen weißen Rand zu den Faltenporen
Poren:
hautfarben,
labyrinthartig faltig
Fleisch:
gummiartig,
sehr feucht
Größe: ca. 3-8 cm
Sporenpulverfarbe: nicht getestet
Geruch:
nach Heu
Geschmack:
nicht probiert
Das ist der Gallertfleischige Fältling (Merulius
tremellosus):
Auch Standards waren da:
Fundort: ca. 550 müNN. ca. N50, O12,
an Totholz (Baumstumpf) - Laubholz
Fundzeit: 10.11.2015
Wuchsform:
büschelig
Hutform: konvex
Huthaut:
beige, nach außen hin graubeige werdend, glatt, nicht bereift,
radialfaserig
Hygrophanität: nicht festgestellt
Hutrand: gerieft
Lamellen:
creme mit Rosastich, mit Zwischenlamellen,
mit Queradern
Lamellenschneiden: normal
Lamellen - Stielübergang:
ausgebuchtet angewachsen,
leicht herablaufend
Stiel:
oben weiß, nach
unten hin beige werdend, ganz hohl,
sehr lang, stark verdreht
Stielbasis: weißfilzig
Fleisch:
sehr fest und faserig, weiß
Größe:
Hutdurchmesser ca. 2-3 cm; Stiellänge 7-12 cm, Stieldurchmesser ca. 3 mm
Sporenpulverfarbe:
weiß
Geruch:
etwas muffig bis fruchtig
Geschmack:
muffig
Und das ist
der
Rosablättrige Helmling (Mycena galericulata):
An
unbekanntem Totholz (wahrscheinlich Nadelholz weil der Gemeine
Violettporling nur
an Nadelholz wächst) fand sich der
Gemeine Violettporling (Trichaptum abietinum):
Am gleichen Holz
gab es noch diese roten Punkte. Matthias klärte auf.
Das ist die
Nebenfruchtform der Zerfließenden Gallertträne (Dacrymyces
stillatus):
Die folgenden Bilder
zeigt den Pilz zu einem späteren Zeitpunkt am 27.12.2015:
Und zum Abschluss noch ein Dachpilz:
Fundort: ca. 550 müNN. ca. N50, O12,
an einem Baumstumpf - vermutlich Laubholz
Fundzeit: 10.11.2015
Wuchsform:
paarweise
Hutform:
abgeflacht, mit
leichtem Buckel
Huthaut:
braun, im Zentrum dunkler,
radialfaserig
Hygrophanität:
nicht festgestellt
Hutrand: kantig
Lamellen:
weiß, deutlicher Rosaton, mit
Zwischenlamellen
Lamellenschneiden: weiß,
minimal gesägt
Lamellen - Stielübergang: frei
Stiel: weiß,
schwarzbraun überfasert
Stielbasis: rund
Fleisch: weiß
Größe: Hutdurchmesser ca. 8 cm, Stiellänge ca. 9 cm, Stieldurchmesser ca.
10 mm
Sporenpulverfarbe: nicht getestet
Geruch:
minimal nach Rettich
Geschmack:
nicht getestet
Mikroskopisch konnte ich hier den Rehbraunen Dachpilz (Pluteus cervinus)
feststellen:
So, nun seid Ihr dran mit
Euren Tipps zu den unbekannten.
Ich freue mich über Eure Kommentare.
Das war's für heute....
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