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30.06.2
015: In den Buchen, Birken, Sumpf und Co.
Liebe Pilz-Freunde,
nach einem Tag wie heute (Baupfusch-Besprechung auf der Baustelle) weiß man nicht ob man kotzen soll, weinen oder nur noch darüber Lachen.
Ich habe nichts von alle dem gemacht und bin in den Wald gefahren.
Ein paar sehr schöne Funde waren wieder dabei...

Fund Nummer 1 zwischen Buchen: Ein zunächst unklarer Dachpilz.
Ich musste ihn mikroskopieren (siehe unten).

Ergebnis: Es ist der Rehbraune Dachpilz – (Pluteus cervinus):



Mikroskopische Ergebnisse:
















Sporen Ergebnisse:
(5.5) 5.6 - 7 (7.8) x (4.4) 4.7 - 5.4 (5.7) µm

Q = (1.1) 1.2 - 1.37 (1.4) ; N = 26

Me = 6.3 x 5 µm ; Qe = 1.3


Überall zu finden heute: Perlpilze (Amanita rubescens):








Auch Hexeneier von Gemeinen Stimkmorcheln (Phallus impudicus) sind schon da:


Hier und da mal ein Klebriger Hörnling (Calocera viscosa):


Ein riesiger Fenchel-Tramete (Gloeophyllum odoratum):


Graue Wulstlinge (Amanita excelsa) gab es in Massen. Hier die schönsten:






Ja und wer sagt's denn? Auch die Fichten-Steinpilze (Boletus edulis) sind da:




Beim nächsten war ich mir unsicher...

Fundort:
ca. 550 müNN. ca. N50, O12, an einem Fichtenästchen im sehr sehr feuchten (nassen) Moos.
Fundzeit:
30.06.2015
Wuchsform:
einzeln
Hutform:

stark verbogen, starker Buckel
Huthaut:
Mitte dunkelbraun, nach außen hin zu beige werdend, samtig, Lamellen durchscheinend
Hygrophanität:
ja, wird hell
Hutrand:
kantig, nicht gerieft, Lamellen durchscheinend
Lamellen:
beige, mit vielen wilden Zwischenlamellen, ohne Y-Gabeln
Lamellenschneiden:
normal, ohne Besonderheiten, bogenförmig
Lamellen- Hutübergang:

frei
Fleisch:

sehr zerbrechlich, sehr feucht
Stiel:
wässrig, creme mit grünton, hohl, oben minimal behaart
Stielbasis:
mit Myzel-Filz
Größe:
Hutdurchmesser 2,5 cm; Stiellänge 7 cm, Stieldurchmesser ca. 3 mm
Sporenpulverfarbe:
es kam nichts raus.
Geruch:
absolut neutral
Geschmack:
nicht probiert

Aber Matthias half - das ist der Scherbengelbe Rötling (Entoloma cetratum):









Weiter ging es mit einem Milchling.

Fundort:
ca. 550 müNN. ca. N50, O12, im Sumpfartigen Gelände zwischen verschiedenen Laub- und Nadelbäumen.
Fundzeit:
30.06.2015
Wuchsform:
einzeln
Hutform:

Flach, mit Delle in der Mitte
Huthaut:
rotbraun im Zentrum, nach außen hin heller werdend
Hygrophanität:
nein

Hutrand:
kantig
Lamellen:

creme, mit Zwischenlamellen, teils fast Queradrig
Lamellenschneiden:
glatt, ohne Besonderheiten
Lamellen- Hutübergang:

am Stiel herablaufend
Fleisch:

Stielfleisch rotbraun
Stiel:

rotbraun, hohl, mit transparentem Saft
Stielbasis:
rund
Milch:
weiß, mild
Größe:
Hutdurchmesser 2 cm, Stiellänge 4 cm, Stieldurchmesser ca. 0,7 cm
Sporenpulverfarbe:
weiß
Geruch:
gut pilzig
Geschmack:
mild, gut pilzig

Und das kann nur der Torfmoos-Milchling (Lactarius sphagneti) sein:






Dann der Schönling des Tages - ganz klar.
In wundervollem Grün - der Grünschneidige Helmling (Mycena viridimarginata).
Diese Bild ist garantiert nicht in der Farbe bearbeitet:



Den Abschluss machten extrem winzige Pilze - Hutdurchmesser 1-2 mm
Diese konnte ich zuerst nicht deuten...

Fundort:
ca. 550 müNN. ca. N50, O12, im Sumpfartigen Gelände zwischen verschiedenen Laub- und Nadelbäumen.
Fundzeit:
30.06.2015
Wuchsform:
einzeln
Hutform:

halbkugelig
Huthaut:
jung gelb, alt orange, mit Härchen
Hygrophanität:
nein

Hutrand:
gewellt
Lamellen:

weiß, mit Zwischenlamellen, sehr verwunden
Lamellenschneiden:
bewimpert
Lamellen- Hutübergang:

am Stiel angewachsen, herablaufend
Fleisch:

jung transparent, alt ?
Stiel:
jung transparent gelblich, alt orange, mit Härchen
Stielbasis:
normal
Größe:
Hutdurchmesser 1-2 mm; Stiellänge 1 cm, Stieldurchmesser ca. 0,4 mm
Sporenpulverfarbe:
unbekannt
Geruch:
unbekannt
Geschmack:
nicht probiert

Nach Rücksprache mit Matthias war es aber klar - das sind Orangerote Heftelnabelinge (Rickenella fibula).
Man erkennt Sie daran dass überall an allen Teilen kleine "Härchen" heraus stehen.

Die Härchen sind eigentlich Zystiden - erklärte mir Matthias - sowas haben ähnlich gefärbte Pilze aus anderen Gattungen nicht.
Extrem winzige "Großpilze":







Es war schon 19:14 Uhr. Die Dunkelheit brach herein und ich konnte leider nur noch mit Blitz fotografieren oder eben sehr schlecht.
Deshalb entschuldige ich mich für die schlechte Bildqualität der folgenden Bilder.

Fundnummer: 2015-06-30-1914

Die Bestimmung des Fundes machte ich knapp 5 Jahre später im März 2020. ;-) Tja, Zeitmangel ist eben Zeitmangel.
Bei diesen Objekten handelt es sich um "Wurzelknollen", hervorgerufen durch einen Aktinomyceten. Aktinomyceten weden in deutsch als "Strahlenpilze" bezeichnet, sie gehören aber zu den Bakterien. Es handelt sich dabei um myzelbildende Bakterien (wie z.B. auc Streptomyces). Diese hielt man eine Zeit lang für Pilze und gab ihnen wie andere Actinomycetaceae die deutsche Bezeichnung „Strahlenpilze“. Die Erle, also Alnus besitzt diese "Strahlenpilze" als Symbionten. Das Bakrterium dringt in die Wurzeln ein und verursacht die Bildung von Wurzelknollen. Diese sind zwar nur klein, also so ca. 1-3 mm, aber sitzen häufig so dicht beieinander, dass ein 1-5 cm. Gebilde entsteht. Das Bakterium kann Stickstoff der Luft binden und ihn für die Erle nutzbar machen.

Hier also nun der Erlen-Strahlenpilz (Frankia alni):










Zuhause konnte ich den Pilz besser fotografieren.











Das war's für heute....

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