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26.05.2
015: Der Wurzelschwamm
Liebe Pilzfreunde,
heute war ich nur 10 Minuten in einem kleinen Eichen-Wald.
Ich fand einige Arten, und noch den folgenden, den ich zuerst nicht bestimmen konnte:


Fundort:

ca. 550 müNN. ca. N50, O12, auf Totholz, unbestimmte Baumart.
Total morscher, fast komplett zersetzter ca. 40 cm dicker flach liegender Baum in einem Eichenwald
Fundzeit:
26.05.2015
Oberseite:

rostbraun, teilweise ins rötliche gehend, trocken, minimal filzig
Hutrand:
weiß
Hutkrustendicke:
ca. 83 µm
Unterseite/Poren:

creme-weiß mit Orange-Stich,
Porengröße:
2,7 Poren/mm

Verfärbung bei Druck/Kratzen:
keine, weder an den Poren, noch am Rand (Pilz ist frisch saftig)
Fleisch:
gummiartig, elastisch
Geruch:
sehr gut pilzig (nach Maronenröhrling)
Geschmack:
sehr gut pilzig (nach Maronenröhrling), dann nach längerem Kauen leicht scharf.
Brutzeltest:
negativ
Sporenpulverfarbe:
weiß
Fruchtkörperdicke:
ca. 10 mm

Bei diesem Kameraden musste ich mikroskopieren (siehe unten).
Ergebnis: es ist der
Kiefern-Wurzelschwamm (Heterobasidion annosum)

Es waren 2 Fruchtkörper zu finden. Der große Fruchtkörper:

Der kleine Fruchtkörper:

Im Schnitt:

Das wunderschöne Poren-Bild:

Mikroskopische Untersuchung:
Zuerst prüfte ich ob mein Messergebnis oben stimmt mit kalibriertem Mikroskop:


Und das stimmte wie man sieht sehr gut.

Um den Pilz zu bestimmen muss man die Hutdeckschicht anschauen.
Ich verwendete Phloxin B, aber ich sah dass Kongo hier wohl besser gewesen wäre.

Mir ist dafür nur ein Schlüssel bekannt der mich aber nicht zum Ergebnis führte:
Thread im Forum

Also nützte alles nichts – ich musste selbst einen Schlüssel aus allen vorhandenen sicheren Daten entwickeln.
Das Ergebnis ist einfacher als ich dachte (trotzdem war ich einige Stunden daran gesessen):

Nun lehne ich mich hier weit aus dem Fenster wenn ich es wage tatsächlich einen Schlüssel zu entwickeln über eine Art mit der ich mich null auskenne und noch dazu als total-Anfänger.
Aber leider war das für mich die einzig mögliche Methode um das Schwammerl doch noch zu bestimmen.
Ich muss also nun einfach mal davon ausgehen dass meine Recherchen gut genug waren und die Angaben stimmten.

Hier der Schlüssel:


Schlüssel für Europäische Arten von Heterobasidion (zur weiteren Diskussion)
von Dieter Wächter

Dieser Schlüssel wurde abgeleitet aus folgenden Quellen:
a) Fédération mycologique et botanique Dauphiné-Savoie: Bulletin 2007
b) Heterobasidion-Schlüssel von Tomentella aus dem EU-Forum
c) Beiträge im naturamediterraneo.com Forum
d) weitere Bücher aus meinem Sammelsurium und (hoffentlich) fundierte Internetbeiträge

Undeutbare/unklare Sachen entfernt

1. Anzahl der Poren: 4-6 (7) Poren/mm, Randzone striegelig, an Nadelhölzern

1.1
An Fichte, selten an anderen Nadelhölzern. Fruchtkörper 5-15 mm dick. Im Bergland vorkommend.
Hut Deckschicht hellbraun, hellbrauner Rand.
Anzahl der Poren: 4-6 (7) Poren/mm.
Junge Randzone 150-300 µm hoch.
Hyphen der jungen Randzone besteht aus aufrechten Hyphen mit losem und wirrem Scheitel, oft ampullenförmig.
Schicht zwischen Deckschicht und Trama 50-150 μm hoch.
Schicht zwischen Deckschicht und Trama besteht aus dichten, verhedderten Hyphen.
Fichten-Wurzelschwamm (Heterobasidion parvisporum)

2. Anzahl der Poren: 2-3 (4) Poren/mm, Randzone nicht striegelig, an Nadel- oder Laubhölzern

2.1
An Tanne, selten an anderen Nadelhölzern, Fruchtkörper 30-50 mm dick, gezont und uneben.
Hut Deckschicht braunbeige, weißer Rand. Poren creme.
Anzahl der Poren: 2-3 (4) Poren/mm. Sporenabmessungen: 4,5-6 mm x 4-4,5 µm.
Deckschicht der jungen Randzone 80-100 µm hoch.
Hyphen der Deckschicht der jungen Randzone besteht aus wenig wirren, fast parallel verlaufenden Hyphen mit 30-80 µm Länge.
Geruch neutral oder "schwach".
Tannen-Wurzelschwamm (Heterobasidion abietinum)

2.2
An Kiefer, selten an anderen Nadel- und Laubhölzern.
Fruchtkörper 15-20 mm dick, gezont und uneben. Hut Deckschicht rotbraun, weißer Rand.
Anzahl der Poren: 2-3 (4) Poren/mm. Sporenabmessungen: 4,5-6 mm x 4-4,5 µm.
Deckschicht der jungen Randzone 100-150 µm hoch.
Hyphen der Deckschicht der jungen Randzone besteht aus verhedderten Hyphen mit wenigen Endungen mit 5-15 μm Länge.
Geruch fruchtig.
Kiefern-Wurzelschwamm (Heterobasidion annosum)


Und damit wird es eindeutig: Es muss der Kiefern-Wurzelschwamm (Heterobasidion annosum) sein.

Das war's für heute Leute ;-))
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