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18.09.2
015: 3 Saftige Magerrasen - Teil 1
Liebe Schwammer-Freunde,
diesen Bericht eines einzigen Tages haben wir wegen der Menge in 2 Teile aufgeteilt.
Teil 2 findet Ihr hier.

Heute hatten ich und Matthias eine Magerrasen-Tour
Da ich vor der Tour noch etwas zeit hatte schaute ich um die ecke noch schnell auf einen anderen Magerrasen vorbei.
Und es ging kernig zur Sache. Ich konnte gar nicht alle Arten fotografieren - aber die schönsten Funde zeig ich Euch gerne:

Fund Nummer eins war ein schmackhafter Riesen-Champignon (Agaricus augustus):

Der nächste - ein Filzröhrling ist unklar.

Daten:
Fundort:
ca. 550 müNN. ca. N50, O12, im Park neben verschiedenen Nadel- und Laubbäumen
Fundzeit: 18.09.2015
Wuchsform: einzeln
Hutform:
konvex
Huthaut: feldrig aufgerissen, filzig, Risse gelb, Fraßstellen rötend
Hutrand: normal
Röhren: gelb, auf Druck blauend
Röhren- Hutübergang: ausgebuchtet angewachsen und leicht herablaufend
Stiel: gelb, rosa überhaucht
Stielbasis:
sehr spitz
Fleisch:
gelb, im Schnitt teilweise rötlich, im Schnitt langsam blauend
Größe: Hutdurchmesser ca. 6,5 cm; Stiellänge 4 cm, Stieldurchmesser 25 mm
Sporenpulverfarbe: nicht getestet
Geruch: pilzig
Geschmack: pilzig

Irgendwie passt nichts so richtig - ich fragte schon im Forum - und folgende Tipps sind eingegangen:

Eichenfilzröhrling (Hortiboletus engelii)
Falscher Rotfuß-Röhrling (Xerocomus porosporus)
Starkblauender Rotfußröhrling (Xerocomellus cisalpinus)
Gemeiner Rotfußröhrling (Xerocomellus chrysenteron)

Pablo meint dazu:
"Wenn das nicht einfach Xerocomus engelii / communis ist, dann wäre ich hier auch für Xerocomus porosporus.
Die Huthautstruktur passt nicht wirklich zu Xerocomus chrysenteron, Xerocomus cisalpinus in dem Habitus ist mir noch nie begegnet.
Wenn da also keine truncaten Sporen zu finden sind, dann wäre X. communis die erste Option, denn der kann auch in dem Habitus auftreten und muss nicht immer deutliche Pünktchen in der Stielbasis haben."

Ich werde später noch versuchen mikroskopisch weiter zu kommen:

Das Blauen nach einigen Minuten:

Und es gab wieder einige Risspilze.
Natürlich sendete ich alle Risspilze an Dr. Bandini zur Untersuchung.
Hier der erste.

Fundort: ca. 550 müNN. ca. N50, O12, (MTB Marktredwitz 5938/4), auf Rasen bei Ahorn und Weide
Fundzeit: 18.09.2015
Wuchsform: einzeln
Hutform:
flach mit starkem Buckel
Huthaut: gelborange, nach außen hin heller werdend, radialfaserig geschuppt, aufgerissen 
Hygrophanität: nein
Hutrand: leicht fransig
Lamellen: hellbraun, mit Zwischenlamellen
Lamellenschneiden: weißlich bewimpert
Lamellen- Hutübergang:
ausgebuchtet angewachsen, etwas herablaufend
Stiel:
längsfaserig, oben weiß, Mitte bräunlich, unten wieder weiß, etwas bereift
Stielbasis: weiß, etwas verdickt, schief
Fleisch: weiß, faserig, fest
Größe: Hutdurchmesser 3 cm; Stiellänge 4,5 cm, Stieldurchmesser ca. 4 mm
Sporenpulverfarbe: es kam nichts heraus
Geruch: leicht spermatisch
Geschmack: nicht probiert

Ditte bestätigte meine Vorahnung - es ist der
Kurzstielige Risspilz (Inocybe langei):

Der nächste Fund ist ein Schirmling - aber....

Fundort: ca. 550 müNN. ca. N50, O12, auf Rasen
Fundzeit: 18.09.2015
Wuchsform: einzeln
Hutform:
konvex
Huthaut: orangebraun geschuppt auf weißem pelzigem Grund
Hygrophanität: nein
Hutrand: eingerollt
Lamellen: weiß, gedrängt, mit Zwischenlamellen
Lamellenschneiden: minimal gesägt

Lamellen- Hutübergang:
deutlich frei

Stiel: bräunlichweiß
, befasert, längsfaserig, hohl, mit Ring
Ring:
oben filzhaarig weiß, unten glatt und bräunlich
Stielbasis: spitz
Fleisch: weiß, unten braun
Größe: Hutdurchmesser ca. 2,5 cm; Stiellänge 5 cm, Stieldurchmesser ca. 4 mm
Sporenpulverfarbe: nicht getestet
Geruch: sehr fruchtig, parfümiert
Geschmack: nicht probiert

Matthias erklärte mir hier die wichtige Unterscheidung bei 2 potentiellen Kandidaten:
Sporen gespornt -> Lepiota cristata
Sporen nicht gespornt -> Lepiota apatelia
Aber nach Häufigkeit ist es zu 95% Lepiota cristata.

Also evtl. ein Stinkschirmling (Lepiota cristata)
Das Problem ist nur - es stank überhaupt nicht - im Gegenteil.

Und wieder mal der Tränende Saumpilz (Lacrymaria lacrymabunda):

Ein Ritterling kam des Wegs:

Fundort:
ca. 550 müNN. ca. N50, O12, auf Rasen bei Birke und Rot-Eiche (Quercus rubra)
Fundzeit:
18.09.2015
Wuchsform: gesellig
Hutform:
ausgebreitet mit Buckel, wellig
Huthaut: radialfaserig, geschuppt, grau auf weiß
Hygrophanität: nein
Hutrand: eingerollt bis nicht eingerollt
Lamellen: weiß, rostfleckig, bräunend, mit Zwischenlamellen
Lamellenschneiden: stark gesägt
Lamellen- Hutübergang:
ausgebuchtet angewachsen, etwas herablaufend
Stiel:
weiß, etwas befasert, unten grauend
Stielbasis: rund
Fleisch: weiß, im Schnitt etwas gilbend
Größe: Hutdurchmesser ca. 4-7 cm, Stiellänge ca. 4-6 cm, Stieldurchmesser ca. 8 mm
Sporenpulverfarbe: nicht getestet
Geruch: mehlig
Geschmack: nicht getestet

und das ist der Gilbende Erdritterling (Tricholoma scalpturatum):

An Fuße einer "Gewöhnlichen Traubenkirsche (Prunus padus)" fanden sich diese Rosablättrigen Helmlinge (Mycena galericulata).
Einer der wenigen essbaren Helmlinge.

Der nächste Risspilz...

Fundort: ca. 550 müNN. ca. N50, O12, (MTB Marktredwitz 5938/4), auf Rasen bei Wacholder (Juniperus spec.)
Fundzeit: 18.09.2015
Wuchsform: gesellig
Hutform:
jung spitzkegelig/glockig, alt abgeflacht und Rand eingerissen
Huthaut: orangebraun, radialfaserig
Hygrophanität: nein
Hutrand: eingerissen, mit etwas braunem Behang
Lamellen: grau mit Orangestich, mit Zwischenlamellen
Lamellenschneiden: cremefarben bewimpert
Lamellen- Hutübergang:
ausgebuchtet angewachsen, etwas herablaufend
Stiel:
längsfaserig, orange, bereift
Stielbasis: weiß, etwas verdickt aber keine Knolle
Fleisch: weiß, minimal rötlich, faserig, fest
Größe: Hutdurchmesser 2-4 cm; Stiellänge 4-7 cm, Stieldurchmesser ca. 4-5 mm
Sporenpulverfarbe: es kam nichts heraus
Geruch: spermatisch
Geschmack: nicht probiert

Der Ditte fand heraus:

"...ist in der Tat ganz bereift und damit keine fuscidula und auch keine curvipes, sondern Inocybe metrodii. Dazu passt auch die rötlich-braune rimose Hutfarbe."

Prima - das freute ich mich.
Hier also der
Starrstielige Risspilz (Inocybe metrodii) - und das ist nicht Inocybe glabrescens wie in vielen Quellen und im Internet angegeben ist!



Den nächsten Risspilz konnte ich sogar alleine bestimmen durch seinen eindeutigen Geruch und das Aussehen....

Fundort: ca. 550 müNN. ca. N50, O12, (MTB Marktredwitz 5938/4), auf Rasen an Wurzelwerk von Gewöhnlicher Liguster-Hecke (Ligustrum vulgare)
Fundzeit:
18.09.2015
Wuchsform: gesellig
Hutform:
konvex bis glockig
Huthaut: bräunlich, schuppig, radialfaserig, blaugrau anlaufend beim trocknen, Fraßstellen rosa
Hygrophanität: nein
Hutrand: eingerollt, rosa bewimpert
Lamellen: beige, rosafleckig, beim Trocknen grau werdend, mit Zwischenlamellen, Fraßstellen deutlich rosa
Lamellenschneiden: weiß bewimpert
Lamellen- Hutübergang:
gerade angewachsen, etwas herablaufend
Stiel:
oben weiß, oben bereift, unten blau, an Verletzungen rötend, längsfaserig
Stielbasis: Sieht aus wie eine dicke Knolle, ist aber keine Knolle sondern Erde, die Basis ist nicht verdickt
Fleisch: oben weiß, dann bräunlich, unten blau, Knolle weiß, faserig, fest
Größe: Hutdurchmesser 2-4 cm; Stiellänge 4-6 cm, Stieldurchmesser ca. 7-9 mm
Sporenpulverfarbe: es kam nichts heraus
Geruch: deutlich nach Pferdestall, nicht spermatisch
Geschmack: nicht probiert

Das ist der Grünrote Risspilz (Inocybe haemacta) - der sogar Psilocybin enthält.

Hier sieht man deutlich die blauen Stielenden:

Ja, auch diese kann man nicht makroskopisch eindeutig bestimmen wie ich inzwischen lernen konnte.
Zu vermuten ist aber der Rötliche Lacktrichterling (Laccaria laccata).
Hab ich auch für spätere Bestätigung aufgehoben:

Tja ich musste mich beeilen. Deshalb knippste ich noch schnell:
Eine Seltenheit bei uns - der Riesenbovist (Calvatia gigantea) - hier waren aber nur noch Trümmer übrig:

Das war Teil 1. Und hier geht's weiter mit Teil 2.

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