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19.07.2015:
Mit Matthias unterwegs in neuem Gebiet
Liebe Schwammer-Freunde,
dieser Bericht ist ein Mix aus Matthias' Bericht von diesem Tag und ein paar
Bildern von mir.
Eigentlich hatte
wir beide keine Zeit und der Wetterbericht sagte auch Regen und leichten Sturm
an (was auch eintrat), wegen starken Schwammer-Entzugserscheinungen blieb mir
aber nichts anderes übrig als Matthias zu fragen ob wir eine kurze Tour in ein
sumpfiges Gebiet wagen wollen.
Dieses Gebiet stand schon länger auf meiner Zielgebieteliste, und es bot sich
wegen der Trockenheit heute an.
Und los ging es... aber halt... auf der Autobahn wollte meine alte Rumpel
(Passat) doch tatsächlich nicht mehr weiter fahren. "STOP!" erschien da im
Display und "TEMPERATUR ÜBER 120°C"... Aua aua...
"Nix Stop" sagte ich - "wir fahren jetzt in den Wald! 120°C - das hältst schon
aus - im Wald ist's kühl"
Der Passat ließ sich nach einer Gieskanne voll kaltem Wasser überzeugen. ;-)
Beim ersten Fund musste Ralf (aus'm Forum) etwas helfen, da nicht ganz klar ist
ob es ein vitreola oder crinita ist.
Es war dann der Bewimperte Schildborstling (Scutellinia crinita)
Gefunden in Fahrspuren neben einem trockenen Laubwald.
Matthias'
mikroskopisches Ergebnis:
Bild & Copyright: Matthias Reul
In den gleichen
Fahrspuren fand sich dieser nicht näher bestimmte
Rindenpilz:
Bild & Copyright: Matthias Reul
Ich sagte: "Hier sind gelbe
Schwammala".
Matthias erkannte: Das sind wohl
Nagelbecherchen (evtl.
Hymenoscyphus spec.)
auf Laubholz:
Bild & Copyright: Matthias Reul
Über einen Fichten-Hang
ging es weiter Richtung Sumpf:
Bild & Copyright: Matthias Reul
Aber auch dort fanden sich Pilze.
Beim nächsten stand ich wieder mal in Fragezeichen gehüllt da... "Was ist denn
das?"
Matthias klärte auf:
Das ist der Grüne Schmarotzerpustelpilz (Hypomyces
viridis) - der hat hier einen Täubling befallen und deshalb hat er
keine Lamellen mehr ausgebildet.
Erstaunlich!
Diese Dinger nennt man dann "Steinreizker" - und essbare Pilze bleiben sogar
essbar, trotz dieses Schmarotzer-Befalls.
Bild & Copyright: Matthias Reul
Bild & Copyright: Matthias Reul
Der nächste war ein
nicht mehr so schöner Weinroter Graustiel-Täubling (Russula
vinosa) den ich nur schnell blitzte:
Immer hübsch - die
Zinnobertramete (Pycnoporus cinnabarinus):
Perlpilze (Amanita rubescens) fanden sich
einige - hier der schönste:
Angelangt im Sumpf -
wie zu erwarten einige schöne Funde...
Der Weißmilchender Helmling (Mycena galopus):
Das
Sumpf-Graublatt (Tephrocybe palustris):
Bild & Copyright: Matthias Reul
Und es gab leckere
Mohrenköpfe (Lactarius lignyotus) - Hurraaaa
;-)
Der nächste war der
Variable Moos-Häubling (Galerina vittiformis):
Matthias dazu: "Die kleine Galerina hört auf den Namen G. vittiformis. Durch die langen,
zugespitzten Zystiden, 4-sporigen Basidien und die warzigen Sporen eigentlich
gut zu erkennen."
Bild & Copyright: Matthias Reul
Hier seht ihr die
wunderschönen kleine Bäche mit moosig-sumpfigen Ufern:
Bild & Copyright: Matthias Reul
Dann sogar ein Risspilz,
den wir wieder Dr. Ditte Bandini zeigten...
Matthias nahm folgende Daten auf:
- Standort: Fichtenwald, sauer, im Sumpf zwischen Sphagnum-Moos, Einzelexemplar
- Hutdurchmesser: 2,4cm
- Gesamtlänge: 5cm
- Geruch: stark spermatisch
- Stielbasis kaum verdickt, nicht gerandet
- Stiel braun, keine Violetttöne
Mikro:
- Sporen deutlich höckerig: 7-10(11) x 5-8µm
- Basidien 4-sporig
- Cheilozystiden: 40-70 x 12-24µm, mit Kristallschopf, teils etwas bauchig.
Wandstärke in Wasser: bis 2µm, in KOH bis 4µm, in KOH oft etwas gelblich
- Pleurozystiden: spärlich, ähnlich Cheilos, aber keine bauchigen Pleuros
gesehen
- Kaulozystiden: im oberen Stielbereich sehr spärlich, unten keine mehr
gefunden, nicht büschelig. Stielhyphen mit Schnallen.
Dr. Bandini klärte auf:
"Hallo Matthias, Stefan und alle, die es interessiert,
diese Inocybe ist gut zu bestimmen durch:
1. die glatte braune Hutbedeckung, die aber in der Mitte so samtig-filzig ist
und dort oft leicht schollig aufreißt, 2. den nur oben bereiften, nach unten zu
meist dicker werdenden Stiel, 3. die ungleichmäßig stark höckerigen Sporen,
wobei die Sporen mit den nur vier sichtbaren Höckern sehr typisch sind, 4. die
dickwandigen, oft langhalsigen Zystiden, 5. oft feuchter oder mooriger Standort
mit Sphagnum.
Es handelt sich also um Inocybe pseudoasterospora var. microsperma, eine
der vielen Inocyben, die überhaupt nicht selten sind, aber im Stangl und auch in
der Funga Nordica nicht enthalten und daher eben auch nicht mit diesen beiden
Werken zu schlüsseln."
Wir präsentieren
also: Den Falschen Sternspor-Risspilz (Inocybe
pseudoasterospora var. microsperma):
Cheilozystiden in KOH:
Cheilozystiden in Wasser:
Stielbekleidung im oberen Bereich:
Mikro-Bilder & Copyright: Matthias Reul
Dann fanden wir diese
Reh-Hinterlassenschaft.
Schon mit bloßen Augen war zu erkennen dass es hier pilzt....
Es fanden sich 3 Arten daran.
Nummer 1 war
Coprinellus pusillulus
Matthias schaffte es Bilder davon zu machen:
Bild & Copyright: Matthias Reul
Nummer 2 war
Lasiobolus cuniculi
Matthias erklärte mir dazu:
"Die Art
ist festgelegt durch Haarbreiten unter 25µm, 8-sporige Asci mit zwei Reihen
Sporen nebeneinander (= biseriat). Insgesamt klar unter 0,5mm groß."
Bilder & Copyright: Matthias Reul
Nummer 3 war
Thelebolus stercoreus (keine Bilder)
Als der Regen einsetzte brachen wir ab und der Wald verabschiedete uns mit einem
Moorhäubling (Galerina
paludosa):
Das war's für heute....
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