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06.06.2
015: Mit Matthias: Tolle Funde trotz Dürre

Liebe Schwammer-Freunde,
am Samstag war ich trotz Dürre mal wieder mit Matthias im Wald unterwegs ;-)
Was er mir wieder zeigte war genial...
Ach was quatsche ich lange - seht's Euch an.
Da mein Stativ noch kaputt war sind die meisten Bilder von Matthias... neues Stativ ist aber schon da - und der REGEN AUCH!!!
Und los geht's...

Als Auftakt bekamen wir ein paar Rostpilze zu sehen.
An Himbeere war da der Himbeerrost (Phragmidium rubi-idaei):


Dann an Huflattich der
Puccinia poarum - auch schön wenn man den mal genauer anschaut:

und gleich noch einer - der gefällt mir sehr gut aber dieses Exemplar ist leider nicht sooo toll. Egal.
An Löwenzahn der Puccinia silvatica:

Aller guten Dinge sind 4. Oder wie war das? ;-)
Klaaaaro. Noch einer!
An Brombeere der Brombeerrost (Phragmidium violaceum):

Bild & Copyright: Matthias Reul

Weiter ging's - der darf nicht fehlen - der Blutmilchpilz (Lycogala epidendrum):

Matthias schlug einen anderen Wald vor - da war es deutlich feuchter und es gab mehr zu sehen.
Zuerst mal recht alte Rüblinge (Gymnopus spec.) - noch unbestimmt... vielleicht habt Ihr ja schon mal ne Idee...

Und dann kam (für mich) das Highlight des Tages.
Matthias zeigte mir diese recht kleinen Helmlinge (ca. 4mm Durchmesser).
Die Orangeroten Helmlinge (Mycena acicula).
Ich war begeistert. Eine neue Lieblingsgattung bahnt sich damit bei mir an...
Schaut Euch diese wunderbaren Pilze mal genau an.
Die Bilder hat alle der Chef (Matthias) gemacht ;-):


alle Helmling-Bilder & Copyright: Matthias Reul

Dann besuchten wir noch einen "Misthaufen" - eine wahre Fundgrube selbst bei Trockenheit.
Ich war überrascht was auf ein paar Quadratmeter alles so zu finden ist.
Matthias entdeckte sofort diesen Winzling. Dieser Becherling (Peziza spec.) ist noch unbestimmt (zu jung).

Bild & Copyright: Matthias Reul
Dieser Becherling wächst ja noch... Können wir später mal gucken -  auf jeden Fall ein sehr schöner Pilz - stimmt's?

Update 10.06.2015:
Ich war noch mal an der Stelle und habe den Becherling besucht.
Nun sieht er so aus:

Update 01.07.2015:
Matthias war heu
te an der Stelle und die Fruchtkörper sind nun bestimmungs-reif.
Und nun endlich konnte Er ihn bestimmen.
Matthias nahm folgende Merkmale auf:
- Sporen (nur reife mit Ornament gemessen): 19-24 x (6)7-10µm
- Paraphysen keulig, farblos, apikal um 6µm dick
Und das ist der Unscheinbare Becherling (Peziza lividula):

Bild & Copyright: Matthias Reul

Matthias' mikroskopisches Ergebnis:

Bild & Copyright: Matthias Reul

Der nächste - ein zunächst unbestimmter Pilz.
Dieser alte fand sich am 06.06.2015:



Nachtrag dann am 10.06. - ein weiteres Exemplar ist da:

Fundort:

ca. 550 müNN. ca. N50, O12, auf einen Haufen Gartenabfällen im Wald, an einer Stelle darauf mit Blättern, recht "erdig aussehender Untergrund"
Boden-pH:

6.4 pH (also ganz leicht sauer)
Fundzeit:

10.06.2015
Wuchsform:
einzeln
Hutform:

flach - Rand nach oben aufgebogen, (der ältere hatte in der Mitte einen Buckel)
Huthaut:
dunkelbraun, radialfaserig, seidig glatt, Fraßstellen weiß, Mitte deutlich runzelig
Hygrophanität:
ja, wird hellbraun
Hutrand:
sieht gerieft aus ist aber nicht gerieft, die Lamellen scheinen durch, kantig, ohne Behang
Lamellen:
cremerosa, mit Zwischenlamellen, ohne Y-Gabeln, sehr hohe Lamellen
Lamellenschneiden:
bogenförmig, wellig, leicht bewimpert
Lamellen/Stielübergang:

frei stehende Lamellen, Zahn leicht herab laufend
Fleisch:
weiß, Stielzentrum dunkler, sehr zerbrechlich
Stiel:

oben weiß, nach unten hin hellbraun werdend, faserig, kein Ring, keine Ringzone, kein Gürtel.
Stielbasis:

ohne Knolle, rund
Geruch:
leicht pilzig
Größe:
Hutdurchmesser 6-7 cm; Stiellänge 6 cm, Stieldurchmesser 0,6-1 cm
Sporenpulverfarbe:
Pantone 480U
= ████
Geschmack:
nicht probiert


Die Lamellen am Stiel kaum angewachsen - wir deuteten das als "frei":

Es blieb nur Entoloma oder Pluteus.

Der Unterschied Rötling/Dachpilz ist durch 3 Sachen bestimmt:
Substrat: Dachpilz auf Holz, Rötling nicht --> Bei mir schlecht auswertbar
Lamellen- Hutübergang: bei Dachpilz frei: Ja, ist bei meinem der Fall aber nicht eindeutig
Sporen: Dachpilz nicht eckig, Rötling eckig.

Und die Sporen sehen bei meinem unbekannten so aus:



Sporen Ergebnisse:
(5.1) 6.2 - 8.1 (8.5) x (5.3) 5.4 - 6.5 (6.9) µm
Q = (0.9) 1 - 1.3 (1.6) ; N = 43
Me = 7.1 x 6 µm ; Qe = 1.2

  

Und das ist kein Rötling sondern ein Dachpilz.

Die Basidien - leider nur in nicht idealem Zustand:

Ich machte auch einen HDS-Radialschnitt und machte 2 Präparate: eins in Wasser, eine in Chloralhydrat.
Die intrazellulären Pigmente waren wunderschön zu sehen und die blasigen Zellen ebenso.
Ich sah keine Schnallen und auch, das scheinbar die ganze Huthaut aus nichts anderem als diesen blasigen Zellen bestand:

Schnell stellte sich heraus dass die Pleurozystiden und die Cheilozystiden die maßgebenden Bestimmungsmerkmale sind.
Nach mehreren Präparaten konnte ich diese dann auch endlich finden:

Und das wichtigste für diese Bestimmung - die Pleuros:


Versucht man hier nach Gröger zu schlüsseln landet man an der Stelle an der es holprig wird:
Gröger II S. 74 > A > B > C > D > Teilschlüssel d, S. 85 > 1 > 2 > 3 > 4 > 7 > ...???
Von  da aus ging es mit Pilzkompendium weiter.
Nach längerem Hin und Her muss es der Graubraune Dachpilz (Pluteus cinereofuscus) sein.
 


OK, über den nächsten freute sich Matthias - weiß jetzt nicht ob es ein Erstfund war für Ihn, für mich war es einer.
Wir präsentieren: Den Raustiel-Weichritterling (Melanoleuca verrucipes).
Auch hier alle Bilder von Matthias:

Schaut Euch das mal an wie schön Weichritterlinge sein können (denen mache Leute ja mit Gähnen begegnen):

Matthias mikroskopischen Ergebnisse:

alle Weichritterling-Bilder & Copyright: Matthias Reul

Dann "stolperten" über - na klaaaar... eine Hasenpfote (Coprinopsis lagopus) darf nicht fehlen.
Obwohl recht häufig - ich mag die einfach.


Bilder & Copyright: Matthias Reul

  

Den nächsten kennen einige von Euch schon aus Matthias' Forum-Anfrage.
Es müsste recht sicher der Häublingsähnliche Glockenschüppling (Pholiotina filipes) sein:


Bilder & Copyright: Matthias Reul

Ja, dann wieder einer meiner Lieblingspilze - ein Schild-Borstling (Scutellinia spec.) - bleibt heute mal unbestimmt...

Zum Schluss - auch den kennt Ihr evtl. bereits. Und der ist nun sicher.
Das ist der Gebirgs-Samthäubchen (Conocybe velutipes).
Grandiose Bilder wieder von Matthias:


Bilder & Copyright: Matthias Reul

Das war's für heute Leute ;-))
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